Freie Stimme - Vogelsberger Online Zeitung
  Pavle Tomaic
 

Gesellschaft, Politik, Kultur

Pavao Tomaic

Konkurrenz zur Schiene bekommt bei Bahn das Sagen

Frankfurt/Main/Lauterbach, 3. April 2009 (Freie Stimme aus Lauterbach/Pavao Tomaic).
 
Das Bündnis "Bahn für alle" protestiert gegen die Entscheidung der
Bundesregierung, den Auto-, Flugzeug- und Rüstungsmann Rüdiger Grube
zum neuen Bahnchef zu küren, so eine Erklärung unserer Redaktion gegenüber. Mit der Bestimmung des Daimler- und
EADS-Verantwortlichen werde erneut dafür gesorgt, dass die Konkurrenz
zur Schiene bei der Bahn das Sagen hat. Gleichzeitig drohe eine
Fortsetzung der fatalen Orientierung auf weltweite Expansion.

Erneut wird jemand, der von Bahn keinerlei Ahnung hat, Bahnchef. Und
erneut wird jemand aus Bereichen, die mit dem Schienenverkehr direkt
konkurrieren, Spitzenmann bei der Bahn, sagte Winfried Wolf, Sprecher
der Bahnfachleutegruppe "Bürgerbahn statt Börsenbahn" (BsB), Mitglied
bei "Bahn für alle" zu "Freie Stimme Lauterbach-Internet Zeitung". Er sehe hier eine Kontinuität, seitdem Anfang der
1990er Jahre Heinz Dürr, damals ebenfalls Daimler-Vorstand und
Eigentümer eines großen Autozulieferers, Bahnchef wurde. Hartmut
Mehdorn war vor seiner Tätigkeit als Bahnchef ebenfalls durch seine
Jahrzehnte lange Tätigkeit im Flugzeugbau und der Autoindustrie
geprägt. Unter Bahnchef Mehdorn rückte rund ein Dutzend ehemals
führender Manager aus den Bereichen Rüstung, Autoindustrie und
Luftfahrt in das Top-Management der Bahn. Unter anderem wurde 2002 das
kontraproduktive neue Tarifsystem PEP direkt aus dem Luftfahrtsektor
übernommen - was der ehemalige Lufthansa-Mann Christoph Franz zu
verantworten hatte.

Solche personellen Kontinuitäten könnte man ja als Zufall abtun, aber
sie bringen das konkrete Unternehmenskonzept der Bahn doch
personalisiert auf den Punkt?, sagte Hans-Gerd Öfinger, aktiv bei
Bahn von unten, ebenfalls Bündnispartner bei "Bahn für alle".
Öfinger verwies darauf, dass die Konzentration auf
Hochgeschwindigkeitsstrecken bei einem gleichzeitigen systematischen
Abbau der Bahn in der Fläche (Abschaffung des Inter-Regio) und
Weltmarktexpansion die Schiene strukturell schwächte und damit die
Interessen des Flug- und Autoverkehrs bediente.

Grube habe als Strategie-Chef und Schrempp-Intimus bei Daimler für die
Weltkonzern-Orientierung mit Chrysler und Mitsubishi als
Neuerwerbungen gestanden. Dieses Konzept sei grandios gescheitert.
Mehdorn habe bei der Bahn eine vergleichbar fatale Strategie verfolgt
- unter anderem. mit den Neuwerbungen Bax Global (USA), Interfesa
(Spanien) und EWS (Großbritannien). Grube dürfte diese Orientierung
fortsetzen. Dabei gebe es in diesen Bereichen in der aktuellen
Weltwirtschaftskrise massive Einbrüche.

Schließlich befürchtet "Bahn für alle", dass es mit einem neuen
Bahnchef eine fatale Schlussstrichmentalität in Sachen Bespitzelung
geben könnte. Wir verlangen die vorbehaltlose Aufklärung des
Skandals, sagte Winfried Wolf. Schließlich zeigen die jüngsten
Enthüllungen: Die Bahnspitze ließ die Belegschaft und kritische
Bahnexperten flächendeckend bespitzeln, um die Kritik an der
Privatisierung der Bahn auszuschalten. Letzten Endes habe Mehdorn
gehen müssen, weil die Bahnprivatisierung - bisher - scheiterte. Eine
uneingeschränkte Aufdeckung des Skandals werde deutlich machen, wie
die Bahnspitze systematisch versuchte, die öffentliche Meinung zu
Gunsten einer Bahnprivatisierung zu gewinnen. Die Bahnspitze habe
verdecken wollen, dass mehr als 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger
eine Bahn in öffentlichem Eigentum fordern.

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"Bahn für Alle" ist ein Bündnis von 17 Organisationen aus
Globalisierungskritikern, Umweltorganisationen, politischen
Jugendverbänden und Gewerkschaften und setzt sich ein für eine
verbesserte Bahn in öffentlicher Hand. Träger des Bündnisses sind Attac,
Bahn von unten, BUND, Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz,
Bürgerbahn statt Börsenbahn, Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten,
Grüne Jugend, Grüne Liga, IG Metall, Jusos in der SPD, Linksjugend
Solid, NaturFreunde Deutschlands, Robin Wood, Sozialistische Jugend
Deutschlands - Die Falken, Umkehr, VCD Brandenburg und Verdi.
 
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